Die Jahre von Instagram, Snapchat und Co. scheinen gezählt zu sein – zumindest gibt es eine neue App, deren momentaner Erfolg sehr vielversprechend ist und die den „traditionellen“ Social-Media-Apps in dem vergangenen Monaten einige Konsument:innen abgeworben hat. Die Rede ist von der 2020 gegründeten App BeReal, bei der sich die Downloads seit Jahresbeginn um 315% gesteigert haben. Das Erfolgsgeheimnis ist dabei genau so einfach, wie effektiv: Die Dinge, die bei anderen Apps wie Instagram kritisiert werden, versucht BeReal besser zu machen.
Put a filter on it!
Um zu verstehen, was BeReal versucht besser zu machen, sollte vielleicht erst einmal hervorgehoben werden, was vor allem bei Instagram und Snapchat in den vergangenen Jahren immer mehr kritisiert wurde. Neben der Vermittlung von unrealistischen Körper-Idealen, die durch Photoshop und Facetune befeuert werden, geht es bei der Kritik um diese Apps häufig um ein ganz bestimmtes Thema: Filter und Effekte. So greifen in erster Linie Stars und Influencer:innen immer dann auf die gesichtsverändernden Tricks und Tipps zurück, wenn sie in ihren Stories Fotos teilen oder in Videos zu ihren Follower:innen sprechen. Was erst einmal harmlos klingt, ist mittlerweile zu einem großen Problem in der Community geworden: Schmälernde Filter gibt es nun auch für Videos, die Kennzeichnung von Effekten kann man umgehen und häufig werden diese vor allem dann genutzt, wenn in der Story Werbung für Kosmetik- oder Skincare-Produkte gemacht wird. Unrealistische Körper und Haut werden so immer weiter normalisiert.
Das macht BeReal anders
„BeReal is life, Real life, and this life is without filters. BeReal is your chance to show your friends who you really are, for once“, so stellt sich die App im App Store offiziell vor und genau so funktioniert sie auch. BeReal ist so aufgebaut, dass nur ganz natürliche Momente mit den Freund:innen geteilt werden können. Dafür gibt es über den ganzen Tag nur ein zwei-minütiges Zeitfenster, in dem alle Freund:innen auf einmal ein Bild posten. Dieses Zeitfenster ist immer willkürlich gewählt und wiederholt sich nicht. Wird in diesen zwei Minuten ein Foto gemacht, passiert das immer automatisch mit der Innen- und Außenkamera des Smartphones. So sehen andere User:innen den:die Fotograf:in und den Ausblick zugleich. Was außerdem entscheidend ist: Auf BeReal gibt es keinerlei Filter und Effekte, die das Aussehen verändern. Im Gegensatz zu anderen Social-Media-Networks versuchen die Creator:innen dadurch ein Zeichen zu setzen. Der App ist es zudem wichtig, dass am Tag eben nur diese zwei Minuten online verbracht werden, um den immer weiter steigenden Social-Media-Konsum nicht noch weiter zu fördern. Das letzte, was BeReal auszeichnet und von anderen Apps abhebt, sind die sogenannten „Realmojis“. Mit diesen können Nutzer:innen Posts von Freund:innen liken, indem sie ein Foto ihres echten Gesichts schießen und dieses verschicken. Herkömmliche Herzen als Likes gibt es auf BeReal nicht. Das einzige, was Nutzer:innen unter einen gewissen Druck setzen könnte, ist, dass die Freund:innen eine Benachrichtigung bekommen, sobald die zwei Minuten zum Posten überschritten wurden. So soll „entblößt“ werden, wer versucht hat sich vielleicht noch zurecht zu machen. Was dabei nicht beachtet wird? Nicht jede:r kann 24/7 in der Lage sein, ein Selfie hochzuladen – auch wenn es nur zwei Minuten sind. Neben dieser kleinen Kritik scheint BeReal jedoch ein großer Hit zu sein und es bleibt nur abzuwarten, ob die App das neue, andere Instagram wird – eben gerade weil sie es nicht versucht zu sein.