Der Try-On-Filter von Snapchat

Shopping im Winter ist ein ungemütliches Vergnügen. Ein Wechselbad zwischen beheizten Läden und der Kälte vor der Tür. Bei jeder Anprobe werden 10 Lagen aus und wieder angezogen, und wenn dann das Richtige nicht dabei ist, ist die Frustration doppelt so groß. Um diese ganzen Probleme zu umgehen, wird häufig das Onlineshopping präferiert. Gemütlich von zu Hause aus, genau das zu bestellen was gesucht wird, nur mit ein paar Mausklicks. Was in diesem Prozess jedoch wegfällt, ist das Anprobieren und somit die erhöhte Wahrscheinlichkeit, bestellte Waren wieder zurücksenden zu müssen.

Lösung: Try-On-Filter

Um in dieser Situation Abhilfe zu schaffen, hat der Social-Media-Gigant Snapchat einen neuen Filter kreiert, der es ermöglicht, Kleidung und Accessoires virtuell anzuprobieren. Mit Hilfe der eigenen Handykamera, kann eine Umkleidekabine in den eigenen vier Wände geschaffen werden. Ein Fortschritt in der Augmented Reality. Es ist eine Erweiterung der Realität, durch die digitale, dreidimensionale und interaktive Elemente in Echtzeit direkt über den eigenen Bildschirm eingefügt werden. Dieser Filter bietet Produkte unterschiedlichster Marken an.

Der Eigennutzen für Snapchat ist einen E-Commerce Bereich im Sozialen Netzwerk zu entwickeln. Das Ziel dabei ist mit dieser Erweiterung den Markt, mit den bereits 347 Millionen User:innen, zu dominieren. Bei dieser Entwicklung wird darauf geachtet den Prozess des Produkterwerbes so simpel wie möglich zu gestalten, um den größtmöglichen Anreiz im Kaufverhalten der Verbraucher:innen auszulösen. Der immersive Katalog an unterschiedlichen Filtern bestärkt den gewünschten Konsum zusätzlich. Einerseits durch den Spaßfaktor in der Benutzung der Filter, aber auch durch die Neugier, die geweckt wird, wie die Produkte in der Realität aussehen werden. Außerdem resultieren aus dieser Erweiterung dauerhafte Partnerschaften mit Textilmarken.

Vorteile für Start-Ups

Für Start-Ups aus dem Segment Mode und Kosmetik, ist der Try-On-Filter ein Sprungbrett in die Markenbekanntheit. Denn einen Berührungspunkt zwischen Konsumenten und Start-Ups im Onlinehandel zu schaffen, ist nicht einfach. Während der Einzelhandel diesen Prozess durch das Erlebnis des Ausprobierens und einer limitierten Auswahl erleichtert, ist die Konkurrenz im unerschöpflich. Snapchat imitiert das Offline-Kauferlebnis, auf eine spielerische Art und bietet so auch kleineren Marken eine Plattform.

Den Grundbaustein für diese Innovation hat ein deutsches Start-Up namens Fit Analytics gelegt. Snapchat hat dieses Unternehmen aufgekauft und mittlerweile über 250 Kooperationen mit Textilmarken weltweit. Bei der Zusammenarbeit werden für jede Marke individuelle Filter entwickelt. Somit kann jedes Start-Up seine eigenen Benefits in die Filter einbauen lassen, um das Markenverständnis zu vereinfachen. Als Beispiel nutzt das große Unternehmen Nike diesen Filter bereits und ermöglicht User:innen Sportleggings auch bei Kniebeugen anzuprobieren. Die Filter und Linsen bieten aber Start-Ups die Möglichkeit, eine Werbeplattform aufzubauen, die eine stärkere Kaufdynamik anregt. Auch andere Unternehmen wie, Ulla Popken, Patagonia und Intersport nutzen diesen bereits, mit vollem Erfolg. Außerdem verhilft die hohe Nutzeranzahl, die Snapchat aufweist, zu einer schnellen Bekanntmachung eines Start-Ups. Für eine eigene Kooperation wird ein individueller Kostenvoranschlag berechnet.

Allgemein eröffnet die Augmented Reality Start-Ups neue Ebenen der Kund:innenansprache im Online-Shopping-Erlebnis. Durch das digitale Anprobieren von Produkten sinken die Zweifel und Hemmungen von Nutzer:innen, um somit steigt die Konversionsrate und der Umsatz. Auch der Kaufwahrscheinlichkeitsfaktor, wird laut eines Beta-Tests, um 2,4 Prozent angehoben. Gleichzeitig sinkt die Rückgabe von Produkten, was eine positive Ökobilanz bedingt.